Michael Simon
2004-10-26 09:28:38 UTC
Mir persönlich gefällt der knallrote Taurus nicht besonders, aber wenn
man sich die österreichische Bahnlandschaft betrachtet, bleibt einem
kaum etwas anderes übrig, wenn man sich an der aktuellen Epoche
orientieren will. Es gibt fast ausschließlich nur noch diesen Lok-Typ.
Gestern war ich gegen 22 Uhr am Westbahnhof und habe sieben von den
Dingern gesehen (lediglich eine 1042 an einem Nahverkehrszug) und
gehört, wie sie ihre Drehstrom-Synthie-Tonleitern abspielten (beim
Abbremsen ertönt übrigens nichts Besonderes).
Inzwischen wird das - früher um knapp 300 Euro angepriesene,
inzwischen etwa drei Jahre alte - Modell der ÖBB 1016 (Trix H0
Bestellnummer 22715) um 140 Euro verscherbelt (Modellbaumesse Wien).
Hier ein kurzer Testbericht im Vergleich mit dem Roco-Taurus.
Äußerlichkeiten: Auf dem Dach fehlt ein kurzer aber wichtiger
Leitungsstrang, die Farbtrennkante dort läßt ein wenig zu wünschen
übrig und die Farbgebung der Isolatoren unterscheidet sich. Der ganze
Lokkasten liegt etwa 1,5 Millimeter höher über den Schienen als der
von der Roco-Lok. Die angesetzten Griffstangen sind bei Roco etwas
feiner, genau wie die dazugehörigen Löcher im Chassis. Ansonsten
nehmen sich die beiden Modelle nicht viel.
Die Brünierung eines Rades war auf etwa vier Millimeter abgeblättert.
Unschön aber leicht zu retuschieren. Die Trix-Räder sind etwas
dunkler, die von Roco etwas detaillierter. Dafür sind die Fahrgestelle
bei Trix einen Hauch dreidimensionaler.
Die beigefügten Bügelkupplungen sind die primitivsten, die ich jemals
an einer Modellbahn-Lok gesehen habe. Massive Schwierigkeiten beim
Ankuppeln mit Roco-Universalkupplung (Hirschgeweih). Sofort
austauschen.
Bei der Beleuchtung punktet eindeutig Roco. Die Trix-Lok hat
knallgelbe Leuchtdioden (Roco weiße Glühbirnchen), und im Gegensatz
zum Märklin-Pendant gibt es keine Einrichtung, das Fernlicht
zuzuschalten. Die zusätzlichen Dioden in den geklebten
Beleuchtungsmodulen sind zwar offenbar vorhanden, es ist aber kein
Anschluß zu einem entsprechenden Dekoderausgang vorgesehen. Das
mittlere Spitzenlicht (knapp unter der Windschutzscheibe) sieht man
bei Trix fast überhaupt nicht leuchten. Ein schweres Manko, das am
sehr typischen Wiedererkennungsmerkmal (vor allem im Dunkeln) dieser
Lokomotive nagt. Da gibt es reichlich Gelegenheit für Bastelarbeiten,
leicht wird es allerdings nicht.
Übrigens für alle, die's interessiert: Die zukünftige Baureihe 1216
der ÖBB hat dieses mittlere Licht *über* der Windschutzscheibe, und
außerdem verfügt sie über vier Führerstandstüren (1016/1116: zwei).
http://www.br146.de/Forum/read.php?f=1&i=2805&t=2805
Ich habe wegen der Beleuchtung bei der Firma Trix angerufen, denn
selbst am Trix-Stand auf der Messe hatte man mir versichert, daß das
Gleichstrom-Modell über zuschaltbares Fernlicht verfüge. Vielleicht
gibt es ja aktuellere Beleuchtungsmodule mit weißen LEDs, die man
austauschen kann. In Göppingen herrscht seltsamerweise Partystimmung
(Gelächter, Gläserklirren im Hintergrund), und man sicherte mir nach
mehrmaligen fehlgeschlagenen Zuständigkeitszuordnungen einen Rückruf
zu, auf den ich allerdings immer noch warte (seit zwei Tagen).
Die Pantographen kriegt man ohne Verletzungsgefahr fast nur mit einem
Werkzeug aus der Verriegelung. Trix hat zwei von den unnötigen
Haftreifen am angetriebenen Fahrgestell schräg gegenüber.
Das Trix-Modell bringt 654 Gramm auf die Waage, Roco 506.
Metallgehäuse und -getriebe machen zweifellos einen wertigen Eindruck,
aber um was für einen Preis (dazu später)! Der sauber gekapselte,
5-polige Motor (nix C-Sinus, Herr Verkäufer, sondern Bürsten) ist
hochkant in einem der Drehgestelle eingebaut. Es gibt drei
Radschleifer für den einen elektrischen Pol, für den anderen gibt es
keine besonderen Vorrichtungen, läuft offensichtlich über Räder -
Achse - Fahrgestell - Chassis.
Die beiden tief versenkten und fast unsichtbaren Schrauben, die man
lösen muß, um den Lokkasten abzuheben, sind entgegen der eindeutigen
Gebrauchsanleitung *keine* Kreuzschlitzschrauben! Da muß man erst mal
draufkommen. Es ist schon ein Genuß, wie einwandfrei sich das Chassis
dann abnehmen läßt. Kein Spreizen oder irgendwelche sonstigen
Verrenkungen oder Fingerübungen.
Für einen Dekoder ist reichlich Platz, die Schnittstelle verfügt über
keinerlei Markierung, hier hilft also nur Try-and-Error, um den
Stecker richtig herum anzubringen. Einen kleinen Lautsprecher bringt
man bestimmt auch noch unter, aber das Thema erübrigt sich:
Beim Fahren fallen gegenüber der superleisen Roco-Lok sofort die
Geräusche auf. Das Teil mahlt, heult, rasselt, rumpelt und scheppert
ab Fahrstufe 9 - unbeschreiblich! Das übertönt jeden Lautsprecher
eines Soundsystems! Ich kann dieses Getöns nur als widerlich
bezeichnen.
Die Laufeigenschaften sind auf der anspruchsvollen Teststrecke
ansonsten hervorragend und unterscheiden sich nicht vom Roco-Modell.
Die Höchstgeschwindigkeit ist beeindruckend. Interessant ist immerhin,
daß bis Fahrstufe 22 beide Loks, also der Roco- und der Trix-Taurus
(ausgerüstet mit ident konfigurierten Zimo-MX64-Dekodern), trotz der
komplett unterschiedlichen Motor- und Getriebekonstruktionen völlig
gleich schnell fahren. Ideal also für Doppeltraktionen. Ich habe noch
keine zwei Roco-Loks, bei denen das gelingt. Ab Fahrstufe 23 wird Trix
allerdings deutlich schneller.
Fazit: Ein schönes, relativ preisgünstiges und wertiges Modell mit
doch recht erheblichen Mängeln. Ich habe lange überlegt, ob ich es
zurückbringen soll, aber nun werde ich es doch behalten.
man sich die österreichische Bahnlandschaft betrachtet, bleibt einem
kaum etwas anderes übrig, wenn man sich an der aktuellen Epoche
orientieren will. Es gibt fast ausschließlich nur noch diesen Lok-Typ.
Gestern war ich gegen 22 Uhr am Westbahnhof und habe sieben von den
Dingern gesehen (lediglich eine 1042 an einem Nahverkehrszug) und
gehört, wie sie ihre Drehstrom-Synthie-Tonleitern abspielten (beim
Abbremsen ertönt übrigens nichts Besonderes).
Inzwischen wird das - früher um knapp 300 Euro angepriesene,
inzwischen etwa drei Jahre alte - Modell der ÖBB 1016 (Trix H0
Bestellnummer 22715) um 140 Euro verscherbelt (Modellbaumesse Wien).
Hier ein kurzer Testbericht im Vergleich mit dem Roco-Taurus.
Äußerlichkeiten: Auf dem Dach fehlt ein kurzer aber wichtiger
Leitungsstrang, die Farbtrennkante dort läßt ein wenig zu wünschen
übrig und die Farbgebung der Isolatoren unterscheidet sich. Der ganze
Lokkasten liegt etwa 1,5 Millimeter höher über den Schienen als der
von der Roco-Lok. Die angesetzten Griffstangen sind bei Roco etwas
feiner, genau wie die dazugehörigen Löcher im Chassis. Ansonsten
nehmen sich die beiden Modelle nicht viel.
Die Brünierung eines Rades war auf etwa vier Millimeter abgeblättert.
Unschön aber leicht zu retuschieren. Die Trix-Räder sind etwas
dunkler, die von Roco etwas detaillierter. Dafür sind die Fahrgestelle
bei Trix einen Hauch dreidimensionaler.
Die beigefügten Bügelkupplungen sind die primitivsten, die ich jemals
an einer Modellbahn-Lok gesehen habe. Massive Schwierigkeiten beim
Ankuppeln mit Roco-Universalkupplung (Hirschgeweih). Sofort
austauschen.
Bei der Beleuchtung punktet eindeutig Roco. Die Trix-Lok hat
knallgelbe Leuchtdioden (Roco weiße Glühbirnchen), und im Gegensatz
zum Märklin-Pendant gibt es keine Einrichtung, das Fernlicht
zuzuschalten. Die zusätzlichen Dioden in den geklebten
Beleuchtungsmodulen sind zwar offenbar vorhanden, es ist aber kein
Anschluß zu einem entsprechenden Dekoderausgang vorgesehen. Das
mittlere Spitzenlicht (knapp unter der Windschutzscheibe) sieht man
bei Trix fast überhaupt nicht leuchten. Ein schweres Manko, das am
sehr typischen Wiedererkennungsmerkmal (vor allem im Dunkeln) dieser
Lokomotive nagt. Da gibt es reichlich Gelegenheit für Bastelarbeiten,
leicht wird es allerdings nicht.
Übrigens für alle, die's interessiert: Die zukünftige Baureihe 1216
der ÖBB hat dieses mittlere Licht *über* der Windschutzscheibe, und
außerdem verfügt sie über vier Führerstandstüren (1016/1116: zwei).
http://www.br146.de/Forum/read.php?f=1&i=2805&t=2805
Ich habe wegen der Beleuchtung bei der Firma Trix angerufen, denn
selbst am Trix-Stand auf der Messe hatte man mir versichert, daß das
Gleichstrom-Modell über zuschaltbares Fernlicht verfüge. Vielleicht
gibt es ja aktuellere Beleuchtungsmodule mit weißen LEDs, die man
austauschen kann. In Göppingen herrscht seltsamerweise Partystimmung
(Gelächter, Gläserklirren im Hintergrund), und man sicherte mir nach
mehrmaligen fehlgeschlagenen Zuständigkeitszuordnungen einen Rückruf
zu, auf den ich allerdings immer noch warte (seit zwei Tagen).
Die Pantographen kriegt man ohne Verletzungsgefahr fast nur mit einem
Werkzeug aus der Verriegelung. Trix hat zwei von den unnötigen
Haftreifen am angetriebenen Fahrgestell schräg gegenüber.
Das Trix-Modell bringt 654 Gramm auf die Waage, Roco 506.
Metallgehäuse und -getriebe machen zweifellos einen wertigen Eindruck,
aber um was für einen Preis (dazu später)! Der sauber gekapselte,
5-polige Motor (nix C-Sinus, Herr Verkäufer, sondern Bürsten) ist
hochkant in einem der Drehgestelle eingebaut. Es gibt drei
Radschleifer für den einen elektrischen Pol, für den anderen gibt es
keine besonderen Vorrichtungen, läuft offensichtlich über Räder -
Achse - Fahrgestell - Chassis.
Die beiden tief versenkten und fast unsichtbaren Schrauben, die man
lösen muß, um den Lokkasten abzuheben, sind entgegen der eindeutigen
Gebrauchsanleitung *keine* Kreuzschlitzschrauben! Da muß man erst mal
draufkommen. Es ist schon ein Genuß, wie einwandfrei sich das Chassis
dann abnehmen läßt. Kein Spreizen oder irgendwelche sonstigen
Verrenkungen oder Fingerübungen.
Für einen Dekoder ist reichlich Platz, die Schnittstelle verfügt über
keinerlei Markierung, hier hilft also nur Try-and-Error, um den
Stecker richtig herum anzubringen. Einen kleinen Lautsprecher bringt
man bestimmt auch noch unter, aber das Thema erübrigt sich:
Beim Fahren fallen gegenüber der superleisen Roco-Lok sofort die
Geräusche auf. Das Teil mahlt, heult, rasselt, rumpelt und scheppert
ab Fahrstufe 9 - unbeschreiblich! Das übertönt jeden Lautsprecher
eines Soundsystems! Ich kann dieses Getöns nur als widerlich
bezeichnen.
Die Laufeigenschaften sind auf der anspruchsvollen Teststrecke
ansonsten hervorragend und unterscheiden sich nicht vom Roco-Modell.
Die Höchstgeschwindigkeit ist beeindruckend. Interessant ist immerhin,
daß bis Fahrstufe 22 beide Loks, also der Roco- und der Trix-Taurus
(ausgerüstet mit ident konfigurierten Zimo-MX64-Dekodern), trotz der
komplett unterschiedlichen Motor- und Getriebekonstruktionen völlig
gleich schnell fahren. Ideal also für Doppeltraktionen. Ich habe noch
keine zwei Roco-Loks, bei denen das gelingt. Ab Fahrstufe 23 wird Trix
allerdings deutlich schneller.
Fazit: Ein schönes, relativ preisgünstiges und wertiges Modell mit
doch recht erheblichen Mängeln. Ich habe lange überlegt, ob ich es
zurückbringen soll, aber nun werde ich es doch behalten.